Lütte Brueri Ressourcenplanung

The sky is the limit!?

Es ist schon ein Kreuz. Die Motivation zu brauen ist hoch. Ziemlich hoch. Die Kapazitäten im Bereich des Sudkessels und Läuterbottichs überschaubar. Theoretisch können wir 2 Sude pro Tag brauen. Das reicht für den kleinen Durst locker aus. Die Grainfather Malzrohranlage ist im Stande 30 Liter Würze zu kochen. Je nach Rezept gelangen später dann 20 bis 26 Liter in den Flaschen.

Brauanlage

Der Gärkeller ist mit einer Kapazität von rund 75 Litern sehr gut aufgestellt und hat die Grenze des verfügbaren Platzes längst erreicht.

Fermenter

Während der Brauvorgang circa 6-7 Stunden in Anspruch nimmt und der Gärvorgang nach 5 bis 14 Tagen (obergärig) abgeschlossen ist, benötigt die kalte Reifung bei 2 Grad im Anschluss an ca. 10-14 Tagen warmer Nachgärung in der Regel weitere 4 Wochen; bei untergärigen Bieren gerne länger. Das ist das Bottleneck unserer kleinen Brauerei. Deshalb habe ich im letzten Jahr einen normalen Kühlschrank durch einen Gastro-Lagerkühlschrank ersetzt. Ein echtes Monstrum, in dem wir bis zu 4 Sude oder je nach Flaschengröße 90 Liter lagern und reifen lassen können. Das entspricht 9 Kisten oder deutlich mehr in Einzelflaschen, wobei das untere Fach für die Hopfen- und Hefelagerung vorgesehen ist.

Lagerkühlschrank

Das Bottleneck bleibt die Kühlung trotzdem – ideal wäre eine vernünftige Kühlzelle, über die ich aber nicht verfüge. 😉
Um hier nicht immer wieder in Schwierigkeiten zu kommen, hatte ich den Gedanken, eine Art Projektplanung auf EXCEL-Basis zu entwickeln. Meine dann doch recht bescheidenen Kenntnisse in diesem Bereich führten mich zwar auf den rechten Pfad, aber nicht zum gewünschten Ergebnis. Professionelle Begleitung musste her. Die fand ich nach langer Suche in Bayern, genauer gesagt in Oberdorf, dem Epizentrum der deutschen Brauindustrie. Die Kapazitäten dort ansässige One-Woman-Show sind zwar oft ausgebucht, aber man gibt sich 24/7 alle Mühe, die Belange der Kundschaft zu erfüllen. 5 Sterne!

Gemeinsam haben wir dann das „Brauerei-Planungstool“ entwickelt. Taggenau werden hier die 4 Prozesse „Brauen“, „Hauptgärung“, „Nachgärung“, „Reifen“ optisch auf einem dynamischen Zeitstrahl dargestellt.

Die geplanten Zeiträume orientieren sich dabei an pro Bier hinterlegen Stammdaten. Dadurch ist es jederzeit möglich, die freien oder belegten Ressourcen unserer Brauerei zu planen und flexibel anzupassen, wenn ein Vorgang mal kürzer oder länger als geplant dauern sollte.

Sehr cool!

Brautag #004

Ein Märzen Festbier hatte ich mir für den 4. Brautag ausgesucht. Aber das war nicht das Besondere.

Grainfather Connect 30

Heute haben Saskia und ich die frisch eingetroffene „All-In-One“-Brauanlage eingeweiht, den Grainfather Connect 30.
Das neuseeländische Produkt hat ein Fassungsvermögen von 30 Litern. Das ist schon ganz ordentlich, wie ich finde. Die 30 Liter kommen natürlich am Ende des Tage nicht heraus ;-). Ideal ist die Anlage für Sude bis… na ja… 25, vielleicht 27 Liter.

Eine Beschreibung dazu verlinke ich hier noch. Herausragendes Gadget ist sicherlich der mitgelieferte Gegenstromkühler, mit dem die kochend heiße Würze sehr schnell auf die Gärtemperatur heruntergekühlt werden kann. Toll finde ich auch das innenliegende Malzrohr, in dem eingemaischt und schlussendlich geläutert wird.

Gegenstromkühler
Einmaischen

Maischen, Würze kochen und Läutern – alles in einem Gerät, das ist ist ganz cool. Da benötigt man nur noch einen Gärbottich.

Laerer Festbier

Nach einem Rezept der „Grainfather Community“ haben wir den Sud gebraucht. Dafür braucht es recht wenig unterschiedliche Zutaten:

  • Pilsner Malz – 1,18 KG
  • Münchner Malz – 1,77 KG
  • Wiener Malz – 2,59 KG
  • Carahell Malz – 0,35 KG für die dunklere Farbe
  • Hopfen: Hallertauer Perle, Magnum, und Select – in Summe 54 Gramm, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten hinzugefügt und mitgekocht werden.
  • Ein Päckchen Nottingham Hefe – 11,5 Gramm
  • Jede Menge Wasser: 36,2 Liter insgesamt verteilen sich auf 19,4 L für den Haupt- und 16,8 L für den Nachguss.

90 Minuten Kochen plus Maischen, Läutern und Abkühlen. Da bleibt so einige Zeit um Brot zu backen,

.

… und Produkte der Konkurrenz zu verköstigen.

… oder das Eigene

Natürlich muss auch ernsthaft gearbeitet werden.

Hopfen wiegen
… Malze auch
…und kochen natürlich

Da ständige Saubermachen und Putzen erspare ich Dir hier lieber. Allein vom zugucken fällt die Haut von den Händen :-/

Spaß machen soll das Brauen ja auch

Nach 14 Tagen war die Gärung abgeschlossen und ich konnte das Jungbier in Flaschen umfüllen. Der erste optische Eindruck war ganz OK. Nicht zu trüb, und der Geschmack sagt, dass es ein Bier geworden ist – wie immer. Ob es schmeckt, wissen wir in 4 bis 6 Wochen.

Etwas Bier habe ich in meiner Brau-Werkstatt diesmal auch in 0,33-Liter-Flschen abgefüllt.

Vor dem Abfüllen wird Zucker in die Flaschen vorgelegt. Während der Nachgärung wird der in ganz wenig Alkohol und vor allem in Kohlensäure umgebaut. Pro 0,5-Liter nehme ich 5 Gramm Zucker.

Damit mir die Flaschen nicht als Flaschenbomben um die Ohren fliegen, bekommt ab sofort immer eine Flasche ein Manometer, um den Druck während der Nachgärung zu überprüfen.

knapp 0,75 bar nach 3 Tagen sind OK

Abgefüllt

Der 3. Sud ist nun auch in trockenen Tüchern bzw. sauberen Flaschen gelandet.

Die Gärung des Pale Ale war schon sehr früh durch. Seit Freitag tat sich gar nichts mehr im Gärröhrchen.

Ende des Gärprozesses

Obwohl ich dem Bier noch ein paar Tage Zeit lassen wollte, habe ich am Sonntag dann doch in die vorbereiteten Flaschen umgefüllt.

Flaschenreinigung

2 Kisten bzw. deren leere 0,5-Liter-Flaschen passen gerade in die Spülmaschine.

Bereit zum Abfüllen

Die erste sensorische und visuelle Kontrolle hat mich zunächst nicht unbedingt vom Hocker geworfen. Optisch sehr trüb und eine Spur zu dunkel. Der Geruch: irgendwie nicht zuzuordnen. Der Geschmack: Etwas fad und zu wenig Aroma. Die Bittere dagegen scheint mir OK zu sein.

Die dunkle Farbe ist nicht schlimm, sie resultiert aus der Zumischung von dunklem Karamelmalz – das gibt es auch in hell 😉

Etwas dunkel vielleicht. Nach dem dritten Schluck war es trinkbar

Der Alkoholgehalt ist eine Ecke zu gering. Er liegt bei 3,2 %Vol., angepeilt waren gute 5%. Das war vorhersehbar, da der Stammwürzegehalt nach dem Kochen bei nur 10,5 °Plato lag. Zielwert waren 12°. Nach der Gärung ist der Wert auf 4,5° gesunken – da habe ich also Nachbesserungspotential.

Knapp 4,5° Plato nach der Vergärung

Damit sich die nun fehlende Kohlensäure bilden kann, wird in den Flaschen etwas Haushaltszucker vorgelegt. Das animiert die restlichen Hefezellen dazu, bei Zimmertemperatur noch einmal die Gärung aufzunehmen. Ein ganz klein wenig Alkohol wird dabei auch noch produziert.

Zucker vorlegen
…und los: Abfüllen
der Rest wird zusammen mit der abgesetzten Hefe entsorgt
Etikettieren
Voilá

Nun heißt es wieder warten. In 4 bis 6 Wochen reifen sollte es so weit sein. Aber naschen ist erlaubt. Ich muss ja den Fortschritt kontrollieren 😉

In der Zwischenzeit könnte ich ja schon mal den nächsten Sud brauen. Die Zutaten für ein Festbier liegen schon bereit.

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